Den Besuch bei Side-Bike nutzten wir für ein Gespräch mit dem Vater der Side-Bike-Gespanne,
Jean-Claude Perrin.
Von Martin Franitza. m-G:
Auf der IFMA 1988 stellten Sie Ihr Gespannkonzept erstmals einer breiten Offentlichkeit vor. Konnten Sie Ihre doch hochgesteckten Ziele hinsichtlich der Verkaufszahlen erreichen und wie beurteilen Sie den deut schen Markt?
J.-C. Perrin: Im letzten Jahr haben wir die geplanten Verkaufszahlen und damit auch unser gestecktes Ziel erreicht. Wir sind zufrieden.
Der deutsche Markt ist für uns sehr wichtig. In Frankreich ist das Gespann in erster Linie ein Transportmittel für die Familie. In Deutschland hat das Gespann ein höheren Stellen-wert bei der Freizeitgestaltung. Dadurch können wir in Deutschland auch mehr Comanche als in Frankreich absetzten.
m-G: In Amerika waren Sie bei der Präsentation des Comete persönlich anwesend. Wie sehen Sie den Markt bei den eher doch konservativen Amerikanern?
J.-C. Perrin: Ich spreche lieber über den deutschen als den amerikanischen Markt.
m-G: Warum?
J.-C. Perrin: In Amerika sind unsere Gespanne mehr ein Showobjekt. Die Amerikaner beurteilen Chrom oder eine Innenaussattung und nicht die Fahrwerksqualität oder die Verarbeitung.
m-G: Was erhoffen Sie sich vom Europäischen Binnenmarkt?
J.-C. Perrin: Ich möchte die Produktion verdoppeln.
m-G: Haben sie schon ei-ne konkrete Strategie erarbeitet?
J.-C. Perrin: Ich glaube, daß wir mit einer stetigen Verbesserung der Qualität dieses Ziel erreichen können. Außerdem wollen wir den guten Ruf, den wir mit unserem Konzept erreicht haben, stärken und auch in andere Käuferschichten tragen.
m-G: Warum können Sie eine bessere Qualität jetzt noch nicht erreichen?
J.-C. Perrin: So war das nicht zu verstehen. Die Zielgruppe für unsere Gespanne ist im Moment noch der Ge spannfahrer. Wir wollen aber auch neue Käuferschichten erreichen. Größtes Hindernis ist im Moment der Motorradfahrer, der heute noch immer glaubt, Gespannfahren sei gefährlich. Wir müssen also die Einstellung der Solo-Motorradfahrer zum Gespann ändern. Ich glaube, daß wir mit unseren technisch und optisch hochwertigen Produkten auf dem richtigen Weg sind. Die dann höheren Stück-zahlen lassen uns dann auch wiederum mehr Spielraum für Details und Modellpflege.
m-G: Mit der 77-R 1100 hat Kawasaki neue Akzente im Bereich der Hochleistungsmotorräder gesetzt. Einem Gespannumbau könnte der Aluminiumrahmen im Weg stehen. Wie beurteilen sie die Problematik Alu-Rahmen - Gespannumbau?
J.-C. Perrin: Bei unserem Konzept ist ein Motorrad mit Aluminiumrahmen überhaupt kein Problem. Das einzige könnte die Hinterradschwinge sein, aber da haben wir bei der Yamaha-FJ-Baureihe gute Erfahrungen gemacht.
m-G: Haben sie schon konkrete Pläne in der Schublade?
J.-C. Perrin: Nein. Kawasaki betreibt uns eine zu sprunghafte Modellpolitik. Bis wir einen Umbausatz für die ZZ-R 1100 entwickelt haben, heißt die Maschine schon ZZZZ-R 1100 oder sonstwie. Außerdem haben Kawasaki-Motorräder bei uns in Frankreich ein negativ-sportliches Image, das nicht zu unserer Firmenpolitik paßt.
m-G: In der Automobilbranche heißt es, daß bis zum Jahre 2000 nur sechs Großkonzerne überleben werden. Vorausgesetzt, diese Aussage trifft auch auf den Gespannmarkt zu, wird Side-Bike dabei sein?
J.-C. Perrin: Ich rechne fest damit, daß man auch im Jahre 2000 noch ein Comete oder Comanche-Gespann kaufen kann. Mit unserem Produktions- und Vetriebskonzept haben wir die besseren Chancen gegenüber den kleinen Handwerksbetrieben. Zur Zeit gibt es in Frankreich 17 Hersteller, und viele haben schon heute Probleme bei der Homologation. Durch verschärfte Zulassungsbestimmungen in den nächsten Jahren werden einige vom Markt verschwinden. Unsere Gespanne wurden nach den fränzösischen, deutschen, schweizer und japanischen Bestimmungen geprüft. Wir können also mit Zuversicht in die Zukunft blicken.
m-G: Wir danken für das Gespräch und wünschen Ihnen weiterhin viel Erfolg. q